St. Jakobus Pfarrkirche
St. Jakobus Pfarrkirche Foto: Manfred Harmeling |
Innenansicht der Pfarrkirche heute Foto: Lokomotiv.de |
Innenansicht mit Ausmalung bis 1957 |
Die Kirche St. Jakobus mit ihrem mächtigen Backsteinturm bestimmt das Bild des Dorfes Oeding, einem Ortsteil der zweipoligen Gemeinde Südlohn. Im Jahre 2011 konnte das Gotteshaus, das nur etwa einen Kilometer von der deutsch-niederländischen Grenze entfernt liegt, sein 1OOjähriges Kirchweihjubiläum feiern. Mehrere bedeutsame Kunstwerke haben sich aus den Vorgängerbauten erhalten und zeugen von einer ungewöhnlichen Geschichte der Gemeinde.
Gründung der Missionsstation
Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen unternahm in den Jahren 1672 bis 1674 in einem Feldzug einen letzten Versuch, die dem Hochstift Münster entfremdete Herrschaft Borculo in den östlichen Niederlanden zurückzugewinnen. Im Zuge seines Vormarsches entzog er den Protestanten die Pfarrkirchen in den vom ihm eroberten Ortschaften und setzte dort katholische Pfarrer ein. Bei seinem Rückzug mussten diese mit ihm das Land verlassen. Den kurzzeitigen Pfarrern von Winterswijk und Lichtenvoorde, Gerhard Plaieman und Gerhard Wierman, wies er daraufhin die Schlosskapelle in Oeding für die Betreuung der niederländischen Katholiken des Grenzraumes zu. Am 5. Februar 1675 wurde in der Kapelle die erste heilige Messe gefeiert. 1680 übernahmen Franziskaner des Vredener Observantenklosters die Missionsstation, die nunmehr die Funktion einer katholischen Pfarrkirche von Winterswijk und seiner Bauerschaften Kotten, Woold und Brinkheurne erfüllte.
Die zweite Missionskapelle
Bau der Pfarrkirche St. Jakobus
Schon vor der Pfarrerhebung wurde der Bau einer neuen Kirche in Angriff genommen. Gleichzeitig begannen die Planungen für den Neubau eines Pastorats, da man davon ausging, dass der Abriss des früheren Missionarwohnhauses unumgänglich sei. Als Architekten für Kirche und Pastorat gewann man den aus Kleve stammenden und in Berlin lebenden, international tätigen Heinrich Jennen (1872-1920). Jennens Entwurf für das Pfarrhaus lag im Dezember 1906 vor und wurde auf Veranlassung des Generalvikariats von Bernhard Wehling aus Vreden überarbeitet. Das Pfarrhaus, das Elemente verschiedener historischer Baustile aufweist, entstand in einem Garten der Kirchengemeinde, der noch aus der Schenkung des Pastors Bernhard Schütte aus dem Jahre 1757 stammte. Die Bauarbeiten begannen im März 1907 und waren im April des folgenden Jahres abgeschlossen.
Der Baubeginn der Kirche verzögerte sich wegen intensiver Diskussionen um den besten Bauplatz. Schließlich entschied man 1910, die neue Kirche auf einem Grundstück nördlich der „Kleistegge“ (heute Jakobistraße) zu errichten, obwohl der Platz an die Mechanische Weberei Gebr. Schulten grenzte. Der 1907 gegründete Betrieb steckte zur Bauzeit der Kirche noch in seinen Anfängen, doch gab es durchaus Bedenken in Hinblick auf eine mögliche Lärmbelästigung, über die man sich jedoch hinwegsetzte.
Den Zuschlag für den Kirchbau erhielt der Bauunternehmer Heinrich Terfrüchte aus Stadtlohn, wobei viele Arbeiten, wie die Erstellung von Kirchenbänken, Glockenstuhl, Holzfußböden, Eisenteilen, Turmkreuz und Grünanlagen, das Zuschneiden der Balken und Bretter sowie die Lackierung von Fenstern und Türen, von Oedinger Handwerkern übernommen wurden.
Am 18. September 1910 erfolgte die Grundsteinlegung und schon am 27. September 1911 nahm Weihbischof Everhard Illigens unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die Weihe vor.
Schmiedearbeiten des Kunstschmiedes Clemens Fischer aus Münster verzieren die drei Türen. Der doppelflügelige Haupteingang wird von einem Rundbogen überspannt, dessen Tympanon über dem Türsturz als „Porta caeli“ {Himmelpforte) gestaltet ist. Unter der Anrufung „Du Pforte des Himmels bitte für uns“ (Lauretanische Litanei) erkennt man ein von zwei Engeln flankiertes Bildnis Mariens mit dem Kinde in einem ovalen Kranz.
Das Tympanon des Turmportals zeigt unter dem Bibelzitat: „Löse die Schuhe von Deinen Füßen, denn der Ort ist heilig“ (Ex 3,5) ein Relief mit einer Darstellung des knienden Moses, der sich vor dem brennenden Dornbusch seiner Schuhe entledigt. Beide Sandsteinreliefs sind ebenso wie das große, steinerne Kreuz auf dem Kirchplatz Arbeiten des Bildhauers Bernd Meyer aus Billerbeck.
Der Innenraum der Kirche und der Chorraum wurden von 1957 bis heute einige Male umgestaltet. Der Altar stand von 1970 bis 1982 in der Turmkapelle, danach bekam er seinen ursprünglichen Platz im Chorraum wieder.
Texte zum Teil aus der Broschüre St. Jakobus Oeding
© Westfälische Kunststätten, Heft 111: St. Jakobus in Oeding. Herausgeber: Westfälischer Heimatbund, Kaiser-Wilhclm-Ring 3,48145 Münster, in Verbindung mit LWL – Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, Münster 2012.
ISSN 0930-3952