Schulgeschichte der katholischen Schule in Oeding

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde unter Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (1650-1678) ein erster Versuch gemacht, das Volksschulwesen von höchster Stelle zu verbessern und zu ordnen. Am 23. März 1675 ordnete er an, in allen Ortschaften und Bauerschaften deutsche Schulen zu errichten, oder, wo sie bereits beständen, diese zu pflegen und zu fördern, „da die Unterweisung der Jugend von so großer Wichtigkeit ist, dass von derselben das Heil und Verderben beinahe der ganzen Christenheit abhängt“.

Für Oeding war die Verordnung Christoph Bernards von Galen von großer Bedeutung, führte sie doch zum Bau der ersten Schule. Eine in Abschrift erhaltene Urkunde aus dem Archiv des Hofes Ebbing (heute Böcker) auf der Look vom 20. Juli 1675 berichtet, dass auf Anweisung des Fürstbischofs in den Bauerschaften Schulen eingerichtet und qualifizierte Schulmeister angestellte werden sollten. In der Bauernschaft Nichtern wurde in der Freiheit Oeding ein zur Schule geeigneter Platz gekauft und „ein Wohnhaus darauf Kostbarlich gesetzet worden“.

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Der erste sicher feststellbare Lehrer oder Ludimagister war der aus Estern stammende Adam Krum,er wurde in einem Bericht vom 16. August 1682 genannt. Sein Nachfolger war Gerhard Ebbing, geb. 5. Oktober 1711 in Südlohn. 1749 wird er als „Ludimagister in Oeding“ bezeichnet und verstarb er am 14. August 1759. Mit Johann Gerhard Hoepers (geb. 18.12.1727) begann das Zeitalter der „Lehrerdynastie Hoeper“, die sich über drei Generationen erstreckte.
Im Jahre 1720 wurde der Zustand des Kirchenwesens und damit auch der Schule in Oeding einer genauen Prüfung unterworfen. Unter der laufenden Nummer 17 ergab das Schulwesen folgendes Bild: „Der Leiter der Schule ist im Augenblick in Oeding ein Volksschullehrer (Ludimagister). Die Zahl der Schüler beträgt im Winter bisweilen 50, im Sommer nur 20. Sie zahlen in der Woche 1 Coesfelder Stüber.

 

Foto: aus Südlohn und Oeding: Zwei Dörfer eine Gemeinde
Bei der Schule in Oeding handelte es sich um eine Nebenschule, für die die Bewohner von Oeding und Nichtern zusätzlich allein aufkommen mussten. Die Schule lag am Ende des Burgrings, an der südlichen Seite der Straße.

Bernhard Henrich Adolf Hoeper wurde am 10. November 1791 in Münster seine erste Zulassung als Lehrer zuerteilt.

Die Schule im Königreich Preußen
Das Schulwesen um 1814

In Oeding unterrichtete nach einem Bericht des Bürgermeisters Johann Theodor Mensinck am 13. Oktober 1814 der 43-jährige Henricus Höper. Die Zahl der Kinder betrug im Sommer 70, im Winter aber 130. Schulpflichtig waren in Oeding 85 Jungen und 75 Mädchen, das Schulgebäude in Oeding wurde als gut bezeichnet. Die Kinder stammten aus 128 Familien, insgesamt lebten im Schulbezirk 217 Familien. Die Feuerung für die Schulöfen wurde von den Kindern mitgebracht.
Am 4. April 1830 verfügte die Regierung die Gleichstellung der Haupt- und Nebenschulen. Auch die Lehrer an den ehemaligen Nebenschulen, die die gleiche Prüfung bestehen mussten, sollten nunmehr schrittweise die gleichen gesetzlichen Zulagen erhalten.

Lehrer Bernhard Henrich Adolf Hoeper
1822 musste in Oeding eine größere Reparatur an der Schule vorgenommen werden, da der hölzerne Fußboden ganz vermodert war. Auch ließen sich die Fenster nicht öffnen, so dass eine ausreichende Lüftung nicht erfolgen konnte.
Am 8. April 1825 schrieb der Landrat an Pfarrer Göffen: „Die Schule zu Oeding befindet sich nicht in demjenigen Zustande, welchen man mit Recht fordern kann. Der Lehrer Höper besitzt nicht die nöthige eigene Bildung und Lehrgeschicklichkeit. Er ist ein Nachlaß einer früheren Periode und außer Stande, jetzt nach vorne zu schreiten, wenigsten ist letzteres von ihm gar nicht zu erwarten.“
Weil der Lehrer Hoeper Mutter, Frau und 5 Kinder zu versorgen hatte und diese kaum ernähren konnte, war er nicht in der Lage, einen Gehilfen anzustellen. Als Pfarrer Göffen und Kaplan Poppe versicherten, auf eine Besserung des Unterrichts hinzuwirken, wurde die Verpflichtung dazu wieder zurückgenommen. Diese Bemühungen waren nicht ohne Erfolg, denn am 16. Februar 1826 berichtete Bürgermeister Bohlender, „dass derselbe sich seit einem halben Jahre alle mögliche Mühe gegeben hat, bei den Schulkindern Fortschritte im Rechtschreiben und Rechnen zu bewerkstelligen und dass seine Bemühungen, welche von Seiten der Geistlichkeit bestmöglichst unterstützt wurden, nicht fruchtlos geblieben sind.“

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Bernhard Henrich Hoeper starb am 15. September 1835. Als Nachfolger schlug Pfarrer Göffen den Sohn Johann Gerhard Höper (geb. 2.2.1813) vor. Da derselbe im Lehrerseminar ausgebildet worden war, sich bei der Abiturientenprüfung vorteilhaft ausgezeichnet hatte, und die Schule bereits ein Jahr für seinen Vater zur allgemeinen Zufriedenheit geleitet hatte, wurde das Gesuch vom Bischof befürwortet und derselbe am 15. November 1835 von der Regierung eingesetzt.

Neubau der Volksschule 1840
Schon 1837 stellte der Gemeinderat die Notwendigkeit eines Neu- resp. Erweiterungsbaus der katholischen Volksschule fest. Die Schule wurde von 145 Kindern besucht, die darin keinen Platz fanden. Das Schulgebäude selbst war noch brauchbar, wenn auch eine Revision der Regierung vom 16. Juni 1839 kleine Mängel aufzeigte. Es dauerte noch bis zum 18. Dezember 1839, bis der Neubau nach einem Plan des Architekten Freckmann aus Coesfeld vergeben werden konnte, bei dem nach Möglichkeit das Mauerwerk der alten Schule und Lehrerwohnung weiter verwendet und ein Windfang geschaffen werden sollten.

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Am 23. Juli 1840 erfolgte das Richtfest und am 2. November 1840 war die neue Schule so weit fertig, dass sie zum Beginn des neuen Winterkurses bezogen werden konnte. Die Einrichtung mit neuen Bänken ließ noch auf sich warten. Als die Bänke im Dezember 1841 immer noch nicht angeschafft waren, rügte der Landrat von Heyden den Amtmann von Szymanowitz.

Am 31. März 1845 erstellte der Kreisarzt Dr. Brümmer einen Bericht über die gesundheitsmäßige Beschaffenheit der Schule: „Die katholische Schule zu Oeding welche im verflossenen Winter von 177 Kindern besucht wurde, hat einen Flächen-Inhalt von 790  Fuß (77,42 qm) und ist 11 Fuß hoch. Auf jedes Kind kommt daher ein Platz von 4 82/177  Fuß (0,44 qm). Im Sommer gehen die Kinder in zwei Abtheilungen abwechselnd, im Winter alle zugleich in die Schule.

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Der Schulbesuch ließ auf zur Mitte des 19. Jahrhunderts in Oeding zu wünschen übrig. Um ihn zu verbessern und den Unterrichtsplan den wirtschaftlichen Bedürfnissen und Verhältnissen der Bevölkerung anzupassen, plante Lehrer Hoeper 1854 die Einführung eines klassenweisen Unterrichts, nach dem morgens die älteren und nachmittags die jüngeren Kinder die Schule besuchen sollten.

Neubau eines zweiklassigen Schulgebäudes
1847 wies die Regierung den Landrat an, Planungen für eine zweite Schule in Oeding anzustellen, da das Maximum von 150 Schülern überschritten würde. Der Amtmann wie die Schulrepräsentanten sahen in dieser Hinsicht aufgrund der wirtschaftlichen Nöte der Bevölkerung keine Möglichkeiten: „Überhaupt muß ich bitten, auch mit dem Oedinger Schulbau vorerst jedenfalls Anstand zu nehmen, da sich eine Unzufriedenheit im hiesigen Amte über die Schulanlagen ausspricht, die befürchten lässt, dass ein großer Theil der Eingesessenen nach Amerika emigriere. Bei jeder Gelegenheit wird davon gesprochen, dass, wenn bei diesen theuren Zeiten Geldaufbringen stattfänden, nichts erübrige als auszuwandern.“


1858 wurde ein neues massives Schulgebäude außerhalb des Burgrings an der Einmündung der Burlorer Straße in die Winterswyker Straße errichtet. Es war ein einstöckiges Gebäude mit zwei Klassenräumen für die Mädchen- und Knabenschule mit je 90 bis 100 Kinder. Der Entwurf stammte vom Königlichen Bauinspektor Dyckhoff in Münster.
Die Toilettenanlage wurde an das in der Nähe stehende Spritzenhaus angebaut.

Einrichtung einer Mädchenschule 1859
Im Februar 1859 bat der Amtmann den Landrat von Hülst darum, bei der Regierung die Zuweisung einer Lehrerin für Oeding in die Wege zu leiten. Die für 91 Mädchen neu anzustellende Lehrerin erhielt außer freier Wohnung in dem neu erbauten Schulhaus ein jährliches Einkommen von 100 Talern.
Der neuen Mädchenschule in Oeding wurde daraufhin am 28. April 1859 Therese Schwackenberg als erste Lehrerin zugewiesen. Anfang 1864 machte sie jedoch ihren schon lange gehegten Wunsch war und trat in ein Kloster ein. Als Nachfolgerin wurde die Lehrerin Auguste Heidelberg berufen, die nach Aussage des Schulrates Lahm aus Münster „die für Oeding erforderliche Einfachheit und Anspruchslosigkeit“ besitze und voraussichtlich auch mit dem Rektor Book auskommen werde, was bei der alten Lehrerin nicht so ganz der Fall war. Die Pensionierung wurde von der Regierung zum 1. Februar 1877 bei einem Ruhegehalt von 265 M jährlich genehmigt und die Lehrerin Rickermann zur Nachfolgerin ernannt.


Mädchenklasse der Jahrgänge 1900-1903
Lehrerin Maria Peters

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Am 28. September 1873 verstarb der Lehrer Johann Gerhard Hoeper. Sein Nachfolger wurde der Schulamtskandidat Bernhard Middendorf.

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Kauf eines Lehrerwohnhauses und Bau der „Kleinen Schule“
Nachdem schon seit 1875 ein Baufonds angespart worden war, die Lehrer um eine Dienstwohnung gebeten hatten und die Wohnung der Lehrerin im Obergeschoss der Schule ebenfalls inzwischen unbewohnbar war, erwarb die Gemeinde 1889 schließlich ein wenige Meter westlich der Schule liegendes Gebäude von der Ehefrau des Schulzen Albert Esselink, aus der niederländischen Bauerschaft Woold, mit Garten und Nebengebäuden und richtete es als Wohngebäude für den Lehrer und die Lehrerin ein.

Da die Bevölkerungszahl Oeding in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht zunahm, reichte das Schulgebäude von 1859 für mehrere Jahrzehnte aus. Am 4. September 1893 forderte die Königliche Regierung jedoch die Einrichtung einer dritten Schulklasse und die Einstellung einer dritten Lehrkraft. Zu dieser Zeit waren in Oeding 241 Kinder schulpflichtig, 201 davon besuchten die Schule in Oeding, andere in Südlohn und Burlo. Da allgemein eine Schülerzahl von 70 pro Klasse nicht überschritten werden sollte, war nach den Vorschriften die Schaffung einer dritten Klasse unumgänglich.


Es dauerte jedoch noch bis zum Jahr 1898, bis die Errichtung einer dritten Schulklasse in einem eigenständigen Gebäude angegangen wurde. Im Sommer 1899 wurde die so genannte „Kleine Schule“ fertig gestellt.

Erweiterung des Schulgebäudes


Die stark ansteigenden Schülerzahlen machten schon bald eine erneute Erweiterung der Schule erforderlich. So kam es 1908 zur Aufstockung des alten Schulgebäudes. Es erhielt im Obergeschoss einen Klassenraum für die Mädchenoberklasse und eine Lehrerinnendienstwohnung (die 1938 zu einem weiteren Klassenraum umgebaut wurde). 1928 wurde im Dachgeschoss ein Lehr- und Lernmittelraum eingerichtet.

Klassenfoto Jahrgänge vor 1900 mit Hauptlehrer Hermann Stenkamp
Klassenfoto Jahrgänge 1910-11
mit Lehrer Eberhard Heckenbach
Oedinger Lehrerkollegium um 1920 mit Lehrerin Agnes Uhland, Eberhard Heckenbach, Hauptlehrer Hermann Stenkamp und Lehrerin Anna Lewing (von links)
Mädchenklasse der Jahrgänge 1923 bis 1926 Lehrerin Anna Lewing
Pausen in den 50ger Jahren in der Volksschule Oeding

Neubau der Volksschule Oeding
Am 15. Januar 1951 ergab eine Besichtigung der katholischen Schule durch drei Regierungsbauräte, dass das alte Gebäude sich in einem derartigen Zustand befand, dass es kaum noch zu benutzen war und ein Plan für einen Neubau erstellt werden sollte. Es waren zudem für sechs Klassen nur fünf Klassenräume vorhanden und ein neues Abortgebäude dringend erforderlich.

Am 21. Dezember 1953 fand eine weitere Besichtigung statt.
Am 14. Juni 1954 kam Regierungspräsident Hackethal und besichtigte im Beisein des Gemeinderates das Schulgelände. Er war damit einverstanden, dass auf dem bestehenden Schulgelände zwei neue Klassenräume errichtet würden.
Im Dezember 1954 legte der Architekt Seidl die Planungen für den Neubau der katholischen Volksschule auf dem bisherigen Schulgelände vor.
In der Gemeinderatssitzung vom 16. August 1955 wurden die Planungen jedoch umgeworfen und in Hinblick auf den zunehmenden Verkehr auf der Winterswyker Straße der Neubau auf dem Gelände im neuen Siedlungsgebiet beschlossen.

Im Herbst 1956 begann man den Neubau der katholischen Schule mit drei Klassenräumen, einem Mehrzweckraum und Nebenräumen. Am 8. Mai 1957 wurden die Grundsteinlegung und das Richtfest gefeiert.
Am 17. Dezember 1957 wurde die neue Schule eingeweiht. Der Schichtunterricht hatte nunmehr ein Ende. Die Schule bekam den Namen von-Galen-Schule.

Da der Schulneubau die sanitären Einrichtung und Nebenräume für eine vollständige Volksschule besaß, und eine Investition in die alten Schulgebäude unrentabel erschien, entschloss man sich bereits 1958, vier weitere Klassenräume anzubauen. Sie konnten am 16. Oktober 1959 in Benutzung genommen werden.
Im Frühjahr 1960 wurde dann auch die neue Turnhalle fertig gestellt.


Die „Kleine Schule“ wurde 1958 zum Gemeindebüro umgebaut.
Die alte Schule wurde 1960 zum Abbruch verkauft
Als im Sommer 1966 bei einem Sturm auch noch die alte Kastanie umstürzte, war die letzte Erinnerung an den Schulplatz verschwunden

Umgestaltung des Schulwesens Ende der 60er Jahre
Die Schulreformen der späten 60 Jahren führten auch in Oeding zum einem völligen Umbruch des Schulwesens. Schon seit dem 1. Dezember 1966 besuchten die Kinder des neuen 9. Schuljahres die Schule in Südlohn. Nach Schließung der evangelischen Schule wurde deren Schulgebäude für die ersten Klassen mitbenutzt. Vom Schuljahr 1969/70 an besuchte auch das 8. Schuljahr die Schule in Südlohn. Mit dem Beginn des Schuljahres 1971/72 wurde die Oedinger Schule in eine achtklassige Grundschule umgewandelt. Vom 5. Jahrgang an besuchen die Kinder nunmehr weiterführende Schulen in der Umgebung.


heutige von-Galen-Grundschule

Hauptlehrer / Schulleiter / Rektoren / Rektorinnen in Oeding

 

  • Pater Bernhard Book war von 1848 bis 29.09.1879 Rektor an der Oedinger Schule

Hermann Stenkamp wurde am 01.05.1886 als Lehrer in Oeding angestellt,1909 zum Hauptlehrer ernannt und war bis zum 01.10.1925 tätig

Ein Schulentlassungs-Zeugnis aus dem Jahre 1923 von der katholischen Schule Oeding
Eberhard Heckenbach ist am 15.04.1912 in Oeding an der Schule angefangen und übernahm nach der Pensionierung von Hauptlehrer Stenkamp dessen Position. Er leitete die Schule bis zur Pensionierung am 01.04.1952.
  Otto Steinberg, begann am 01.08.1948 in Oeding an der Volksschule seinen Dienst, wurde 02.01.1953 zum Hautlehrer und ab 01.04.1954 zum Rektor ernannt. Er ging 1972 in den Ruhestand.
Lehrerkollegium der von-Galen-Schule Oeding um 1968
Von links
oben: Ernst-Wilhelm Dickhöfer, Gisela Bawig, Margret Schulze-Wehning (Konrektorin), Toni Lutter, Rektor Otto Steinberg, Günter Meier, Ursula Cordes, Katharina Heßling
Günter Meier war seit 01.04.1966 an der von-Galen-Grundschule Oeding, bevor er sie ab 1972 als Rektor leitete. Er ging 2006 in den Ruhestand.

Foto: von-Galen-Grundschule Oeding
Seit 2006 ist Hildegard Köppen als Rektorin an der Grundschule tätig

 

Texte: Ulrich Söbbing und Manfred Harmeling