Die höhere Schule in Oeding
Eine Besonderheit im Schulwesens Oeding bildete die private höhere Schule des Rektors Joseph Kreutzkamp, die dieser, als er 1888 als Rektor nach Oeding kam, mitbrachte. Von den Oedingern oft fälschlicherweise „Rektoratsschule“ genannt, wurde sie von Schülern der verschiedensten Klassen besucht, die außerhalb Oedings ihr „Einjähriges“ oder ihre Reifeprüfung ablegen wollten. Die Schülerzahl betrug bei der Übersiedlung des Rektors nach Oeding etwa 40 bis 45, die internatsmäßig im langgestreckten „alten Mensinckhaus“ an der alten Ölmühle mit ihrem Rektor, der Haushälterin und mehreren Mägden Unterkunft fanden. Unter dem Dach waren mehrere kleine Schlafsäle eingerichtet. Zu seiner Unterstützung beschäftigte Rektor Kreutzkamp an seiner Schule meist zwei oder drei Gehilfen, Studienreferendare oder Assessoren. Einer von ihnen war
der spätere Studienreaktor Mellin, der damals im Gasthof „Zur Post“ wohnte und eine Tochter der Familie Pass heiratete. Neben den Internatsschülern erhielten auch begabte Oedinger an der Schule ihre erste weiterführende Ausbildung: So z. B. Bernhard Kamps, später Franziskanerpater in Brasilien, die Rechtsanwälte und Notare Wilhelm Böcker (Vreden) und Heinrich Böcker (Buer), beide vom Hof Böcker, der Zollrat Franz Sicking (aus der Gaststätte Sicking). Auch der Bauer Otto Böcker und der Fabrikant Franz Schulten sollen die Schule besucht haben. Rektor Kreutzkamp erkrankte 1892 und starb ein Jahr später. Seine Nachfolger waren für kurze Zeit Pater Anastasius und Rektor Dahlmann. Die Schule löste sich daraufhin bald auf.