Die evangelische Schule in Oeding

Nach der Einweihung der neuen evangelischen Kirche 1825 dauerte es nicht lange, bis auch der Wunsch nach einer eigenen evangelischen Schule laut wurde. Wie beim Bau der Kirche hatte der Baron Johann Carl von Mulert an der Gründung der Schule großen Anteil. Der Bürgermeister Bohlender schickte den Beigeordneten Pass zum Haus Oeding, um persönlich die Einrichtung des Schullokals und der Lehrerwohnung in Augenschein zu nehmen. Dieser berichtete zwei Tage später: „Habe ich mich gleich nach dem Haus Oeding begeben, und befunden, dass wirklich zwey schöne Wohnzimmer fertig wahren, und auch dass Schullokal wahr fertig in so weit, dass noch ein Flur von Bretter darin gemacht werde, wo Sie schon würcklich zwey Zimmerleute mit an der Arbeit wahren.“
Am 18. April 1831 konnte der Unterricht aufgenommen werden. Der erste Lehrer hieß Heinrich Goßmann (geb. um 1811, gest. 13.3.1877) und war bis Ende 1876 tätig. Bei dem Gebäude, das die Schule und die Lehrerwohnung enthielt, soll es sich um das frühere Brauerei, Wasch- und Badehaus des Schlosses gehandelt haben. Dieses lag nach der Schulchronik von 1877 „rechter Hand der Schlossfront, gegenüber dem noch jetzt dastehenden ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Schlosses“. Es soll keinen Ofen besessen habe, weswegen ein Diener des Baron von Mulert im Winter auf einem großen Herd des Schlosses ein großes Feuer unterhalten haben soll, an dem sich Lehrer und Schüler zwischenzeitlich aufwärmen konnten.

Am 1. November 1837 wurde das Schulgebäude durch einen Sturm völlig zerstört. Der Lehrer Gossmann unterrichtet gerade in seinem Wohnzimmer einen Privatschüler im Klavierspiel, als das Gebäude zusammenstürzte. Ein Balken stürzte auf die Kante eines Tisches, an dem Gossmann kurz zuvor noch gesessen hatte. Das Kind wurde eingeklemmt, blieb aber unverletzt und konnte sich, nachdem es die Erlaubnis zum Zerschlagen einer Scheibe erbeten hatte, selbst befreien.
Um den Unterricht nicht völlig einstellen zu müssen, mietete man vorläufig einen Raum von Wilhelm Jagers, unweit des Schlosses in der Nähe der Chaussee. Dieser war das Beste, was in Oeding zu haben war, aber doch so niedrig, dass ein nur etwas größerer Mensch mit dem Kopf an die Decke reichte, und so klein, dass die Schule geteilt, und die Kinder morgens und nachmittags in Gruppen unterrichtet werden mussten. Der Regierungspräsident aus Münster, der 1839 in Oeding anwesend war, soll sich geweigert haben, das Gebäude zu betreten und ausgerufen haben, wie es möglich wäre, dass es hier in diesem Dunste ein Mensch aushalten könnte. Der Lehrer erhielt vorläufig ein Unterkommen beim Verwalter des Gutes Oeding. Ein Neubau war dringend vonnöten, doch bei dem geringen Umfang der evangelischen Gemeinde und der Beschränktheit ihrer finanziellen Mittel nicht durchzuführen. Am 7. Dezember 1840 kam die Nachricht, dass der preußische König ein Gnadengeschenk von 738 Reichstaler zum Neubau der evangelischen Schule in Oeding bewilligt hatte. Der Bauinspektor Teuto wurde beauftragt, Planung und Verding durchzuführen. Die Ausführung des Neubaus an der Chaussee übernahm der Oedinger Heinrich Dellmann für den Betrag von 659 Talern.


1857 nahm man den Bau eines Wohnhauses für den evangelischen Lehrer mit zwei Zimmern für den Pfarrer wieder in Angriff. Ein wesentlicher Anteil der Kosten sollte durch den Gustav-Adolph-Verein beschafft werden. Das Grundstück für das Bauvorhaben der Kirchensozietät wurde von der Schulgemeinde zur Verfügung gestellt und der Bau 1858 ausgeführt.

115 Jahre nach der Einweihung der evangelischen Schule genügte das schlichte Gebäude nicht mehr den Ansprüchen. Die Kinderzahl von 46 machte es notwendig, in zwei Schichten am Vor- und Nachmittag zu unterrichten, was zahlreiche Unzuträglichkeiten mit sich brachte. Schon im November 1953 beschloss der Gemeinderat den Neubau der Schule im neuen Siedlungsgebiet vom Fürsten Salm-Horstmar. Nach einer Besichtigung durch den Regierungspräsidenten im Juli 1954 genehmigten dieser den Bau einer neuen einklassigen evangelischen Volksschule mit Dienstwohnung auf dem gleichen Gelände wie die neue katholische Volksschule. Eine Erweiterung um einen zweiten Klassenraum in einem zweiten Bauabschnitt war geplant, doch war die zweite Lehrerstelle wegen sinkender Schülerzahen bereits zum 1. April 1954 aufgehoben worden. Am 25. November 1955 erfolgte die Grundsteinlegung. Im Zuge der Schulreformen wurde die „Albert-Schweitzer-Schule“ am 1. August 1968 aufgelöst und die Kinder der katholischen Volksschule zugewiesen.

Lehrer der evangelischen Schule


An der einklassigen evangelischen Schule war Bernhard Krüger von 1907 bis 1952 tätig
Werner Lederer übernahm 1952 bis 1958 die einklassige evangelische Schule bis zu seinem Tode
Günther Grunwald wurde am 01.09.1958 mit der Leitung der evangelischen Schule beauftragt, die er bis 1968 ausübte. Danach ist die Schule aufgelöst worden. Er ist an die Gemeinschaftsschule Südlohn versetzt worden, und ab  1972 war an der Hauptschule Südlohn bis zur Pensionierung tätig.

Texte: Ulrich Söbbing und Manfred Harmeling