Oeding und seine Geschichte

Streifzug durch die Geschichte Oedings und der Bauernschaft Nichtern

In den ersten Aufzeichnungen über die Gemeinde Oeding wird dieser Ort zunächst nur als Flecken bezeichnet. Die Häuser des Dorfes liegen um die Burg herum, welche wahrscheinlich von dem holländischen Ritter von Oeding, einem bischöflichen Lehen, im 13. Jahrhundert gegründet wurde.
 Um 1350 Die Burg befand sich im Besitze der Herren von Bermensfeld
 1353 Die Burg, Hof, Mühle und Fischteiche sind an den Bischof Ludwig II von Münster verkauft worden
 1366 Als sich ein dem Bischof feindlicher Ritter darin festgesetzt hatte, wurde die Burg von Bischof Florenz aus Münster vollständig zerstört.
 Um 1372 Johann von Gemen baute diese Burg wieder auf. Auf der Vorburg und ihrer engsten Umgebung siedelten sich nach und nach Handwerker und Kaufleute an, die zum Teil als Leibeigene des Burgherren hier Schutz suchten. Später gelangte die Burg erneut in den Besitz der Herren Bischöfe von Münster. Durch die Ansiedlungen entwickelte sich allmählich ein Flecken und schließ­lich nach einiger Zeit ein kleines Dorf mit dem Namen Oeding.
 Um 1470 Oeding kam durch Heirat an die Ritter von Viermund. Vorläu­fig blieb es aber ein münsterisches Lehngut.
 1555 Der Fürstbischof Wilhelm II von Münster verkaufte das ganze Gut Oeding an Ambrosius von Viermund.
  Durch Erbschaft und Verkauf ver­lor der fürstbischöfliche Stuhl in Münster die gesamte Burganlage mit der schönen Kapelle, dem ringsherum liegenden Gut und der Mark Nichtern. Damit kam Oeding in den Besitz eines protestantischen Grundherren. Seit dieser Zeit besteht in Oeding auch eine protestan­tische Kirchengemeinde. Sie gehört mit zu den ältesten im Kreise Ahaus.
Ausschnitt aus der Übersichtskarte
von Nichtern mit Burg Oeding um 1600

Quelle: Gelders Archiv, Arnheim
 
Quelle: Gelders Archiv, Arnheim
Übersichtskarte, die wegen einer Wegestreitigkeit angefertigt wurde

Die Zeit des 30 jährigen Krieges von 1618 bis 1648 war für die Bewohner von Oeding schwer zu ertragen, vor allem durch hohe Abgaben. Es wurde eine Konskriptionssteuer von den männlichen Personen erhoben, die im Alter von 14 bis 60 Jahren für den Militärdienst nicht tauglich waren.

 
Quelle: Gelders Archiv, Arnheim
Grundriss der Burg von 1680
um 1809 Französische Duaniers besetzten die holländische Grenze, hierdurch wurde die Bevölkerung sehr in Mitleidenschaft gezogen. Der Handel mit Holland war kaum noch möglich, dadurch wurden der Schleichhandel und der Schmuggel gefördert.
1812 Während der napoleonischen Zeit wurde der Baron Karl von Mulert zum Maire (Gemeindevorsteher) von Südlohn und Oeding ernannt.
Nach der Niederlage Napoleons wurden die westfälischen Länder Preußen zugeschrieben.
1816 Die Bildung des Kreises Ahaus erfolgte am 10. August 1816.
 Bis 1883 hatten Südlohn und Oeding mit den Bauernschaften Nichtern und Eschlohn ein Amt gebildet.
 Ab 1883 wurde es dem Amt Stadtlohn angegliedert.

Der Burgring ist auf einem Plan Ende des 18. Jahrhunderts zu sehen.

 Quelle: Stadtarchiv Kamen
Bildausschnitt von der Burganlage, Ende 18. Jahrhundert
 
Ansicht des Burgrings um 1900

Um 1819 wurde das Zollamt II Kotten in Oeding errichtet, erste Aufzeichnungen fand man bei Umbaumaßnahmen im Jahre 1911.
1930 wurde es in Zollamt Oeding umbenannt.

  Ehemaliges Zollgebäude vor 1900, später erwarb H. L. Hessing das Gebäude und nutzte es als Gaststätte. Im Laufe der Zeit haben die Besitzer gewechselt. Hemsing und Kribbel waren Besitzer und heute ist es das Steakhaus an der Grenze.
Dieses Haus wurde in den Jahren um 1915 von der berittenen Grenzwacht benutzt, im hinteren Teil wurden die Pferde untergebracht.
Das umgebaute Zollamt um 1911
(hinten rechts das alte Zollhaus)
Der EG-Binnenmarkt bedeutet das Ende des Zollamtes Oeding.
RN 30.12.1992

Die Zeit des 1. Weltkrieges von 1914 bis 1918 war für alle Einwohner Oedings eine schwere Zeit. Es wurden viele Männer in den Krieg geschickt, die dort ihr Leben lassen mussten (Hier finden Sie eine Liste der Gefallenen). Durch den Nichtangriffspakt mit Holland war die Verständigung mit den holländischen Nachbarn kein Problem.

Nach dem ersten Weltkrieg (1914-1918) begann eine bewegte Zeit in der deutschen Geschichte. Die Jahre nach dem Krieg bis 1923 waren durch Inflation und Geldendwertung geprägt. Im Anschluss daran begannen die so genannten „Goldenen Zwanziger Jahre“ der Weimarer Republik. Die Weltwirtschaftskrise ab Ende 1929 verhalf den Nationalsozialisten zum Aufstieg.

An der Stelle der alten Missionskapelle im Burgring, die 1919 abgebrochen wurde, hat man 1931 das Kriegerehrenmal errichtet. Es wurde vom damaligen Pfarrer Josef Becker eingeweiht.

 
Missionskapelle
 
Einweihung Kriegerehrenmal 1931

Die Namen der Gefallenen des ersten und zweiten Weltkrieges sind auf den Tafeln im Ehrenmal eingraviert.

Gefallene und vermisste Soldaten des Krieges 1914-1918

Gefallene und vermisste Soldaten des Krieges 1914-1918


Gefallene und vermisste Soldaten des Krieges 1939-1945
Gefallene und vermisste Soldaten des Krieges 1939-145

Der zweite Weltkrieg brachte der Zivilbevölkerung viel Not durch Hunger, Vertreibung und Entbehrungen. Viele Menschen starben auf den Schlachtfeldern im Krieg. Die Bombenangriffe auf Oeding hielten sich gegenüber anderen Orten in Grenzen, siehe Plan „Dorf Oeding und seine nächste Umgebung 1945“. Dort sind die zerstörten und beschädigten Häuser gekennzeichnet.

Aufzeichnungen eines Soldaten der in Oeding einige Tage einquartiert war

  „Auszug aus meinen Aufzeichnungen aus dem Kriegstagebuch 1945“

In der Bauernschaft Pinglerhook fand H. Sch. auf seinem Grundstück Überreste von Urnen aus der Bronzezeit um 800 vor Christus. Das beweist, wie lange diese Ortschaft schon besiedelt ist. Die Urnen wurden von der archäologischen Abteilung des LWL geborgen. Nach der Restaurierung vom LWL sind die Urnen am 13.11.2009 an Herrn Sch. wieder übergeben worden, er stellte sie der Gemeinde als Dauerleihgabe zur Verfügung. Sie sind jetzt im Flur der Gemeindeverwaltung in einer Vitrine ausgestellt.

Ausgrabung am 16.02.2009
Vitrine im Rathaus

Zeitung MZ 17.11.2009

Wenn Sie sich mit der Geschichte in Oeding von 1933 bis 1948 vertraut machen wollen, empfehlen wir das Buch „Erinnerungen an eine Schwere Zeit“.

 
Beiträge zur Geschichte und Volkskunde der Gemeinde Südlohn – Band 3, zusammengestellt und bearbeitet von Richard Kroshoff und Ulrich Söbbing, herausgegeben vom Heimatverein Oeding
ISBN 3-935235-01-1